Havarie der "MSC Zoe" - zwei Jahre danach
Artikel im "wattenmeer"-Heft
2015 wurde die "MSC Zoe" als größtes Containerschiff der Welt in Dienst gestellt. In der Sturmnacht vom 1. auf den 2. Januar 2019 verlor sie in der südlichen Nordsee 342 ihrer Behälter. Noch immer wird Müll aus dieser Havarie an die Strände des Wattenmeers gespült. Hunderte Tonnen liegen weiterhin auf dem Boden der Nordsee.
Im Pazifik verloren am 30. November die „ONE Apus“ etwa 1.900 und am 16. Januar die „Maersk Essen“ weitere 750 Container. Diese erneuten Unfälle, wie auch der Mitte 2020 erschienene offizielle Unfallbericht zur "MSC Zoe" werfen manche Frage auf.
Die Untersuchung zieht die Eignung des relativ flachen, küstennahen Wasserwegs vor den west- und ostfriesischen Inseln für große Containerschiffe in Zweifel. Die "MSC Zoe" kam hier zu "ruckartigen" Bewegungen und hatte wohl auch Bodenkontakt, so dass sich Container lösten. Immerhin werden die Großfrachter jetzt offiziell vor der Einfahrt in diese Wasserstraße gewarnt. Mit dem weiter nördlich liegenden Tiefwasserweg gibt es eine bessere Alternative.
Auch die Ausrüstung der Schiffe sollte verbessert werden. Der traditionelle Inklinometer erscheint ungeeignet, die Beschleunigungen, denen das Schiff unterliegt, sinnvoll zu messen.
Grundsätzlich stellt der Bericht das andauernde Wachstum der Containerschiffe in Frage. So bemerkte die Mannschaft erst nachdem bereits in fünf Stunden etwa 250 Behälter über Bord gegangen waren, dass etwas nicht stimmte. Auch technische Regeln halten mit dem Wachstum nicht Schritt. Wörtlich heißt es, die Dimensionen „von sehr großen Containerschiffen wie der MSC ZOE überschreiten die Gültigkeitsbereiche der meisten internationalen technischen Vorschriften und Standards für die Berechnung von Beschleunigungen.“ Ebenso arbeiten Ladungsrechner und Laschsoftware „aufgrund der Komplexität der Berechnungen nicht vollständig transparent“. Nichtsdestotrotz hat seit dem Bau der "MSC Zoe" die Ladekapazität der Schiffe noch einmal um 20 Prozent zugenommen.
Eventuell werden ausgerechnet Versicherungen dieses Wachstum bremsen. Denn allein zum Unfall der "ONE Apus" werden jetzt Versicherungsleistungen von 200.000 Mio. US-Dollar genannt. Und die Allianz warnte 2019, dass sich nach einer Kollision eines Containerriesen mit einem Kreuzfahrtschiff die Forderungen auf 4 Milliarden Dollar summieren könnten, auch wirtschaftlich ein hohes Risiko.
Zum ausführlichen Artikel im aktuellen "wattenmeer"-Heft